Landesweit gehen die Kämpfe weiter. In Damaskus explodiert eine Autobombe. Der Syrien-Krieg wird auch für die Türkei immer brenzliger.

Istanbul/Beirut. In Syrien sind die Kämpfe zwischen der Armee und Rebellen bereits vor dem offiziellen Ende einer Waffenruhe am Montagabend wieder eskaliert. Bei einem Autobombenanschlag in der Hauptstadt Damaskus wurden mindestens zehn Menschen getötet. Regierung und Aufständische machten sich gegenseitig für die Verstöße gegen die viertägige Feuerpause während des islamischen Opferfests verantwortlich. Seit dem Freitagmorgen starben nach Angaben von Aktivisten mindestens 500 Menschen.

Die Gewalt schwappte auch erneut auf die Türkei über. Nachdem ein syrisches Artilleriegeschoss auf einem Feld in der Nähe des türkischen Dorfes Besaslan eingeschlagen war, feuerte das türkische Militär umgehend zurück.

Uno-Vermittler Lakhdar Brahimi bleibt dennoch optimistisch. Der algerische Diplomat sagte nach einem Treffen mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow in Moskau der Agentur Interfax zufolge, er bedauere, dass die Waffenruhe gebrochen worden sei. Das beeinträchtige aber nicht seine Bemühungen für einen Ausweg aus der Krise. Ein Blauhelmeinsatz werde nicht erwogen. Lawrow bekräftigte, dass Russland eine Rückkehr von Militärbeobachtern nach Syrien unterstütze, sobald die Gewalt beendet sei. Moskau gehört zu den wichtigsten Verbündeten der Regierung von Baschar al-Assad in Damaskus.

Bei einem Anschlag mit einer Autobombe starben in Damaskus mindestens zehn Menschen. Der in einem Fahrzeug platzierte Sprengsatz sei in dem überwiegend von Drusen und Christen bewohnten Vorort Dscharamana detoniert, berichtete das syrische Staatsfernsehen. Die rund 300.000 Einwohner des Viertels haben sich lange gegen ein Übergreifen des Bürgerkrieges auf ihre Wohngegend gewehrt.

Die syrischen Streitkräfte beschuldigten in einer vom Staatsfernsehen verbreiteten Erklärung die Rebellen, das Land zu „zerstören“. Es gebe genügend Beweise, dass die Regimegegner „unverhohlen“ gegen die Feuerpause verstoßen hätten. Um Syrien zu retten, müsse gegen diese „Terroristen“ mit eiserner Faust vorgegangen werden.

Aktivisten verwiesen hingegen auf tödliche Luftschläge der Regierungstruppen. Am vierten und letzten Tag der Waffenruhe berichteten die oppositionellen Menschenrechtsbeobachter in London erneut über Einsätze von Kampfflugzeugen im Umland von Damaskus und in der Provinz Idlib nahe der türkischen Grenze. Gekämpft wurde demnach auch weiter in Aleppo, Homs, Daraa und Hama.

Bei dem Granateneinschlag in der türkischen Provinz Hatay wurde nach Angaben der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu niemand verletzt. Die Beziehungen zwischen Ankara und Damaskus sind angespannt, weil seit einigen Wochen immer wieder aus Syrien abgefeuerte Granaten auf türkischem Territorium einschlagen. Es gab bereits mehrere Tote.

Wer allerdings genau hinter den Angriffen steckt, ist nach wie vor unklar. Die Türkei befürchtet, dass auch die PKK den Konflikt nutzt, um von Kurden bewohnte Gebiete in Nordsyrien dauerhaft unter ihre Kontrolle zu bringen und einen Kurdenstaat zu errichten. Die PKK wird von der Türkei als Terrororganisation eingestuft.